LECTURE-TOUR USA UND KANADA:
ZUSAMMENFASSENDER RÜCKBLICK
19. September – 29. Oktober 2019
Meine inzwischen beendete, fast sechswöchige Lecture Tour from Coast to Coast durch die USA und zuletzt zum Toronto International Festival of Authors in Kanada verfolgte vor allem ein politisches Ziel. Es sollte ein Beitrag sein zu dem vom vormaligen Außenminister und jetzigen Bundespräsidenten Dr. Frank Walter Steinmeier initiierten transatlantischen Dialog. Ausgangspunkt dafür war und ist der Erwerb und die Umwidmung des früheren Thomas Mann Hauses in Kalifornien zu einem transatlantischen, interdisziplinären Begegnungszentrum durch die deutsche Bundesregierung im Dienste der Festigung unserer weltweit bedrohten freiheitlich demokratischen Grundordnung.
Mein Versuch, als deutschamerikanischer Doppelbürger über meine Vortragstätigkeit und über möglichst viele Begegnungen mit Collegestudenten und Highschool-Schülern in zwölf Städten den Fokus auf die Wichtigkeit des offenen Dialogs zu legen, war sowohl Teil des Programms des 2018 begonnenen und demnächst endenden Deutschlandjahrs „Wunderbar together“ des Auswärtigen Amtes als auch die Aufgabe meiner zehntägigen Montgomery Fellowship im Dartmouth College in Hanover (New Hampshire). Bei meinen Kontakten mit Schülern und Studenten sah ich mich ganz in meiner Einschätzung bestätigt, dass wir die heute weltweit politisch und ökologisch hellhörig gewordene und sich massenhaft mit überfälligen, lautstarken Forderungen bemerkbar machende nachwachsende Generation in jeden offenen politischen Dialog systematisch mit einbeziehen müssen.
Das sich mir auf meiner Reise bietende Bild der Vereinigten Staaten war in der Tat das einer tief gespaltenen, sich angstvoll und dialogfern polarisierenden Gesellschaft. Mit meinem Appell an die Rückkehr zum offenen Dialog als einzig möglicher Überlebensform stieß ich in den Metropolen der Ost- wie auch der Westküste der USA auf offene Ohren, und ich konnte deshalb mit meinen dortigen Partnern umso konkreter über das Wie und die tieferen menschlichen Dimensionen eines fruchtbaren und weiterführenden Dialogs kommunizieren.
Sehr viel schwieriger und zum Teil widerständiger verliefen meine Bemühungen in den sogenannten Heartlands des mittleren Westens und der geographischen Mitte. Selbst nach einem erhofften Regierungswechsel 2020 wird man sich auf eine sehr lange Durststrecke bei der Wiederherstellung des bereits über eine lange Periode gestörten Gleichgewichts innerhalb des US-Gesellschaft einstellen müssen.
Allerdings empfand ich überall, vor allem beim alltäglichen Umgang der Menschen miteinander, ungeachtet aller politischen Divergenzen, immer noch weitgehend ungebrochen die Basiseinstellung der Menschen zugunsten einer bereits in der Präambel der Verfassung verankerten Gleichstellung aller Bürger: We the people. Anders als in der europäischen Tradition sind in den USA auch die in einiger Hinsicht immer noch ausgegrenzten Minderheiten anderer Hautfarbe und Kultur selbstverständlich und unverändert amerikanische Staatsbürger. Deshalb wird es selbst dem evangelikalen Messias-Diktator im Weißen Haus hoffentlich auch nicht gelingen, mit Lügenhetze die amerikanische Demokratie vollständig zu zermalmen.
Meinen großen Dank möchte ich allen am Zustandekommen dieser Reise mitwirkenden Personen und Institutionen aussprechen. Dies betrifft zuerst die Programmleitung des Deutschlandjahres in Washington, ihre Bereitschaft, mich daran mitwirken zu lassen und ihre Mithilfe beim organisatorischen Zustandekommen der Reise. Die deutsche Stiftung Krupp von Bohlen übernahm auf Antrag des Vereins Villa Aurora/Thomas Mann House in Berlin die gesamten Reisekosten. Mein besonderer Dank gilt dem Programmleiter des Thomas Mann House, Dr. Nikolai Blaumer, der kreativ und sachkundig die lange und organisatorisch komplexe Reise in allen Details liebevoll organisiert hat. Dank gebührt aber nicht nicht zuletzt den einladenden Institutionen, voran den mitwirkenden amerikanischen Goethe Instituten, Universitäten, den Colleges und Highschools, den Festivals und sonstigen Institutionen – sie alle haben am Zustandekommen der Reise mitgewirkt und den transatlantischen Dialog bestärkt.