DARTMOUTH COLLEGE HANOVER NH
Montgomery Fellowship 15.–25. Oktober 2019

Dartmouth College (New Hampshire) an der amerikanischen Ostküste ist eines der ältesten Colleges in den USA, benannt nach William Legge (1731-1801), dem zweiten Earl von Dartmouth, durch dessen Unterstützung die von einem protestantischen Geistlichen und einem Arzt 1769 in New Hampshire noch unter der britischen Krone Georges III. gegründete Schule finanziell gesichert wurde. Nach den ersten Statuten bestand die verpflichtende Aufgabe des Colleges in der Bildung „der Jugend der indianischen Stämme, der englischen Jugend und Anderen“. Die inzwischen auf 40 Institute angewachsene, private und hochdotierte Elite-Universität Dartmouth mit ihren heute über 6000 Studierenden befindet sich nicht wie üblich auf einem in sich geschlossenen Campus. Die Studierenden, Lehrenden und Angestellten bilden, wie schon seit den Anfängen im 18. Jahrhundert, auch heute eine enge strukturelle Einheit mit dem 11.000 Einwohner umfassenden Städtchen Hanover, in dem sie mehr oder weniger gleichmäßig verteilt wohnen und arbeiten und damit weitgehend in das öffentliche Leben der Stadt integriert sind.

Was für ein Unterschied zum pulsierenden Leben der von mir bisher besuchten Großstädte vor allem an den beiden Küsten und in Washington! Die neuenglische, ländliche Idylle des Städtchens und seiner weit sich erstreckenden, waldig hügeligen Umgebung hat, trotz unseres dichten Stundenplans in verschiedenen Häusern am selben Ort, auch etwas entspannend Erholsames an sich. Manchmal sogar im Stundentakt folgen aufeinander Unterrichtshospitationen, Gespräche in Studentenseminaren, Lunch- und Dinner-Talks über Demokratie, Dialog und Quantenphysik sowie eigene Vorträge, Lesungen oder sogar eine aktive Mitwirkung in bestimmten Unterrichtsstunden. Als Montgomery-Fellows wurden meine Frau Christine und ich sozusagen im Doppelpack zur Feier des 250-jährigen College-Jubiläums eingeladen, für diesmal zehn zusammenhängende Tage feudal untergebracht im schlossartigen Montgomery House.

Den größten Gewinn erblicke ich in der dichten und vielfältigen Kommunikation mit immer wieder neuen, ausgesuchten Studentinnen und Studenten unterschiedlichster ethnisch-kultureller Herkunft aus allen Teilen der USA und anderen Kontinenten und aus allen möglichen Fachgebieten sowie mit deren mindestens genauso anregendem und niveauvollem Lehrpersonal. Vermittelt wird den mehrheitlich sich noch in der Suchphase befindenden Undergraduates ein breites, über jedes Fachwissen hinaus gehendes philosophisch-ethisches und politisches Bewusstsein. Was mir bereits während meiner mehrwöchigen, USA-weiten Lecture-Tour an einzelnen Universitäten und High Schools aufgefallen war, bestätigt sich hier erst recht. Im Vergleich mit zu Deutschland besteht zwischen Lehrenden und Lernenden eine sehr viel persönlichere und lebendigere Interaktion auf Augenhöhe und eine deutliche Ermutigung der Studierenden seitens der Lehrenden, sich im Unterricht möglichst aktiv und kritisch einzubringen.

Eine wohltuende, wenn nicht sogar hoffnungsvolle Enklave in diesem angstgetriebenen und tief verunsicherten Land.